Recherche und Auswahl von Werkzeugen zum eigenständigen, e-basierten Lernen

Die Anforderungen an die zu verwendenden Werkzeuge sind folgende:

  • Sie sollten auf möglichst vielen Systemen (Windows, Mac, Android, iOS etc.) lauffähig sein, um keinen Teilnehmer auszuschließen. Evtl. wäre eine webbasierte Anwendung möglich.
  • Sie sollten möglichst einfach und intuitiv zu bedienen sein, um die Hemmschwelle zu deren Nutzung möglichst niedrig zu halten.
  • Es sollte sich um kostenlose und frei verfügbare Werkzeuge handeln bzw. zumindest um Systeme, die an der Hochschule bereits in Betrieb sind, da kein finanzielles Budget für eine Beschaffung vorhanden ist.
  • Es sollte eine Interaktion zwischen dem Anwender und dem System sowie eine Lernzielkontrolle möglich sein.

Das Ergebnis der Recherche hinsichtlich möglicher Umsetzungsmöglichkeiten und deren Bewertung mit Hilfe einer auf der morphologischen Analyse nach Zwicky basierenden gewichteten Bewertung mit 1, 3 oder 5 Punkten zeigt die Abbildung 1. Jedes Kriterium wird bei jedem Umsetzungsvorschlag geprüft und mittels der Kategorien schlecht (1 Punkt), mittel (3 Punkte) bzw. gut (5 Punkte) bewertet. Das Ergebnis der Bewertung des Einzelaspekts wird mit der von der Bedeutung des jeweilgen Aspekts für den Projekterfolg abhängigen Gewichtung des betrachteten Kriteriums multipliziert und aufsummiert. Das Ergebnis mit der höchsten Punktzahl, ist dann als die beste Lösung unter den betrachteten anzusehen.

Am höchsten wurden die Kriterien Anwendbarkeit durch den Bediener und Kosten gewichtet. Dies liegt einerseits darin begründet, dass ein schwer bedienbares Programm nicht genutzt werden wird, andererseits darin, dass kein finanzielles Budget zur Umsetzung des Vorhabens zur Verfügung stand. Die nächstwichtigeren Kriterien waren die Notwendigkeit einer Installation, die Plattformunabhängigkeit sowie die Interaktivität. Eine Installation sowie die Beschränkung auf gewisse Plattformen stellen Hindernisse bei der Verwendung des späteren e-Learning-Moduls dar und sind daher soweit möglich zu vermeiden. Ein Gewinn an Interaktivität war eines der Hauptziele dieses Vorhabens, weshalb auch dieses Kriterium in gleicher Höhe wie die beiden vorgenannten gewichtet wurde. Als von eher untergeordneter Bedeutung wurden die Aspekte Notwendigkeit einer dauerhaften Internetanbindung, Bedienbarkeit durch den Ersteller sowie die Ausstattung angesehen. Dies ist wie folgt zu argumentieren: Internetverbindungen sind aktuell omnipräsent und Stand der Technik. Die Erstellung erfolgt nur einmalig und der Autor verfügt über adäquate IT-Kenntnisse. Die Ausstattung ist zweitrangig, da es zunächst darum geht, eine grundlegende Lösung zu schaffen, welche in nachfolgenden Iterationen verbessert werden kann.

Ergebnis der morphologischen Analyse in Anlehnung an Zwicky (Abb. 1)

Umsetzung in Libre Office Impress

Wie aus der Abbilung 1 hervorgeht, wurde die Präsentationssoftware Impress aus dem Open-Source Libre Office-Paket als die beste Umetzungsmöglichkeit für das vorliegende Vorhaben ermittelt. Da diese Lösung auf der Verwendung von Präsentationsfolien basiert, lag es nahe, bestehende Vorträge für die hier bestehenden Zwecke zu adaptieren. Dies erfolgte in folgenden Schritten:

  • Analyse des bisher im Frontalvortrag verwendeten Foliensatzes (ursprüngliche Fassung von Prof. Brombach und Dr. Hubalek)
  • Formulieren von Lernergebnissen basierend auf dem Analyseergebnis
  • Adaptieren der Vorlesungsfolien der Veranstaltung "Arbeitsschutz und Betriebssicherheit", regelmäßig gehalten am Institut für Werkzeugmaschinen und Betriebswissenschaften (iwb) der Technischen Universität München (Prof. Einhaus und M. Sc. Häußinger)
  • Erstellung eines Impress-Vortrages im Hochschule München-CI  auf Basis der bisherigen Ergebnisse und Hinzufügen von Arbeitsaufträgen und interaktiven Elementen
  • Vertonung mittels Audio-Recorder (Windows-Bordmittel)

Die Abbildung 2 illustriert diesen Prozess.

Prozess zur Erstellung der vertonten interaktiven Impress-Präsentation (Abb. 2)

Schwierigkeiten bei der Zugänglichmachung

Nach dem Erstellen der vertonten, interaktiven Impress-Präsentation stellte sich heraus, dass eine Zugänglichmachung der Inhalte nicht wie geplant möglich war. Dies lag zum einen daran, dass der Export im Shockwave-Flash-Format stets leere Dateien ausgab und zum anderen daran, dass die Alternative der Zusammenführung der portablen Version von Libre Office und der erstellten Präsentation mittels Batch-Datei zwar möglich erschien, aber einen hohen Speicherbedarf verlangte.

Um die bisher erzielten Arbeitsergebnisse weiterzuverwenden und dabei trotzdem die eingangs erwähnten Anforderungen zu erfüllen, wurde das Vorgehen wie folgt geändert und erweitert:

  • Export der Präsentation aus Impress im pdf-Format (native Impress-Funktion)
  • Hinzufügen von Formularschaltflächen mittels Adobe Acrobat
  • Neuvertonung mittels der kostenlosen Audio-Software Audacity

Der letzte Punkt war notwendig geworden, da Adobe das ursprüngliche Format der Tondateien nicht verarbeiten konnte. Es wäre zwar möglich gewesen, die bestehenden Daten zu konvertieren, allerdings bietet Audacity die Vorteile, die Audiodateien auch schneiden und normalisieren zu können, weshalb diese Lösung gewählt wurde. Dieses Vorgehen ist in der Abbildung 3 gezeigt.

Erweitertes und geändertes Vorgehen (Abb. 3)

Zwischenfazit

Durch das geänderte Vorgehen steht zum Wintersemester 2019 ein auf dem pdf-Format basierendes interaktives Lernmodul zur Verfügung, welches lediglich eine Datei umfasst sowie auf vielen Systemen und Plattformen lauffähig sein dürfte. Des Weiteren konnte durch die Option, die pdf-Datei direkt im Vollbildmodus anzuzueigen, der Eindruck einer Stand-Alone-Anwendung gewonnen werden. Überdies hinaus ist anzumerken, dass zwar die Funktion der automatischen Animation durch die Portation von Impress zu pdf verloren gegangen ist, aber gleichzeitig eine erhöhte Interaktivität durch das erforderliche Weiterklicken durch den Benutzer erreicht wurde. Durch die Lernfragen innerhalb des Moduls haben die Studenten die Chance, ihren Lernerfolg in Eigenregie zu kontrollieren. Mit Hilfe des Eingangstestates, welches mit 50 % in die Bewertung des Praktikumstermins eingeht, wird geprüft, ob die Inhalte des E-Learning-Moduls aufgenommen und verstanden wurden.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass aktuell eine Anwendung zur Verfügung steht, welche die eingangs genannten Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern sogar übertrifft.  Sie birgt in den Bereichen Medien (wie z. B. der Implementierung von Filmmaterial) und Missbrauch (Seiten könnten per Maus oder Pfeiltasten einfach durchgeschalten werden) zwar noch Verbesserungspotential, allerdings stellt sie bereits jetzt eine deutliche Verbesserung des Praktikumstermins "Arbeitsschutz" dar.