Wissenschaftlicher Theorie-Praxis-Transfer von Moni Domröse

 

Das vorliegende ePortfolio zeigt fachliche Inhalte und Studienergebnisse aus dem Modul Wissenschaftlicher Theorie-Praxis-Transfer. Und es zeigt, wie Wissen erworben und transferiert werden kann.

Die Welt der Sozialen Arbeit wartet. Ich bin bereit dafür.

kokom.net verbindet Welten

Von der Logopädie zur Sozialen Arbeit

Sind Logopädie und Soziale Arbeit vereinbare Professionen? Kann man sie verbinden und mit geballter fachlicher Kompetenz gemeinsam ausüben?

Auf der einen Seite steht die Logopädie, meine bisherige Profession. Mein Schwerpunkt hierbei ist die therapeutische Arbeit mit schwerstmehrfach behinderten Kindern und Jugendlichen sowie die Beratung und fachliche Anleitung derer Angehöriger.

Auf der anderen Seite steht die Soziale Arbeit, meine zukünftige Profession. Auch wenn diese Profession in ihrer Ausübung eine große Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten bietet - mit meinem eigentlich therapeutischen Setting erschien sie mir manchmal wenig gemein zu haben.

Sollte es daher meine Zukunft sein, beide Professionen nur insofern verbinden zu können, indem ich sie nebeneinander ausübe?

Ein erster Hoffnungsschimmer

Mit dem Studienmodul "Sozialinformatik" zeigte sich überraschend und völlig unerwartet ein erster Silberstreif am Horizont. Dort erhielten wir als Studierende zunächst Einblick in die Soziale Arbeit im Online-Bereich und erhielten die Möglichkeit, im Kontext einer asynchronen Online-Beratung im geschützten Raum praktisch tätig zu werden. Hierbei wurde es mir zum ersten Mal ermöglicht, meine therapeutischen Fähigkeiten in den Kontext der Sozialen Arbeit zu transferieren und wertschöpfend einzubringen. Langsam begann sich eine Idee von der Vereinbarkeit beider Professionen zu entwickeln.

kokom.net als Brücke zur Sozialen Arbeit

Der große gedankliche Durchbruck gelang dann mit der Auseinandersetzung mit den Aufgaben des Moduls Wissenschaftlicher Theorie-Praxis-Transfer. So trocken der Titel dieses Moduls anmuten mag, so vielfältig bunt ist die Arbeit im WTP. Und in doppelter Weise gewinnbringend: wichtige sozialarbeiterische Inhalte können im WTP erlernt, vertieft und in der Praxis, beispielsweise im Rahmen einer Kollegialen Online-Beratung, umgesetzt werden. Parallel hierzu kann im Rahmen dieser Prozesse eine eigene professionelle sozialarbeiterische Identität erwachsen. In meinem Fall entstand darüber hinaus sogar die Entwicklung einer Idee der beruflichen Vereinbarkeit meiner beiden Berufe.

Entscheidend hierfür war meine Arbeit im kokom.net, einer sicheren und geschützten Plattform für  Online-Gruppenarbeit und Kollegiale Beratung.

Im Rahmen meiner Arbeit dort hatte ich die Möglichkeit, an mehreren Kollegialen Beratungen nach dem Heilsbronner Modell teilzunehmen. Hierzu bildet sich eine Gruppe, in unserem Fall aus Studierenden der Sozialen Arbeit, um den Fall eines Fallgebers gemeinsam zu beraten. Ein*e zur Gruppe gehörende*r Moderator*in führt durch die Beratung - kokom.net gibt hierbei übersichtlich und transparent für alle Teilnehmenden im geschützten Beratungsraum die jeweiligen Schritte der Kollegialen Beratung an. Fallgeber*in und Berater*innen erarbeiten die Fragestellung des vorgetragenen Falles im Rahmen der Kollegialen Beratung. Die gemeinsame große Fachlichkeit sowie Kreativität der Gruppenmitglieder ermöglichen eine gemeinsame wertschätzende Lösungssuche.

Ich persönlich konnte hiervon in mehrfacher Hinsicht profitieren: als Moderatorin konnte ich die Anleitung einer Fallberatung erlernen und praktisch erfahren. Als Beratende konnte ich meine Fachlichkeit einbringen und meine schriftlichen Kommunikationskompetenzen erweitern - denn, ob man es glaubt oder nicht - die asynchrone Online-Kommunikation bewirkt, dass man schriftsprachlich sehr viel genauer und bedachter kommuniziert bzw. sich äußert.

Letzten Endes wurde mir durch die Kollegiale Beratung im kokom.net klar, dass mein ursprünglicher therapeutischer Beruf durchaus gut vereinbar mit der Sozialen Arbeit ist. Eine beratende Tätigkeit oder auch Referenten- oder Coachingtätigkeit im Kontext der Sozialen Arbeit, insbesondere in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen oder im Kinder-Palliativ-Bereich, stellt hierbei für mich eine gute Möglichkeit dar. Auch könnte ich mit eine Tätigkeit im Bereich inklusiver Mädchenarbeit mittlerweile gut vorstellen. Kokom.net hat mir hier eine Brücke geschaffen.

Kommunikation ist auch eine Brücke

„Das Ei ist hart“ oder Fachexpertise „Interkulturelle Kommunikation“

Die Fachexpertise zur „Interkulturellen Kommunikation“ entstand im Rahmen eines Gruppenprojekts des Moduls Wissenschaftlicher Theorie-Praxis-Transfer WTP_17.

Ausgangspunkt war die menschliche Kommunikation und ihre Tücken, welche Loriot in seinem Sketch "Das Ei ist hart" sehr unterhaltsam darstellt (verfügbar über https://www.youtube.com/watch?v=YcwAuS3MVmM). In der Folge wurden die Bedingungen gelingender Interkultureller Kommunikation beleuchtet.

Hierbei wurde deutlich, dass sich die Interkulturelle Kommunikation nur unwesentlich von der ganz normalen Kommunikation und den ihr wesensimmanenten Schwierigkeiten unterscheidet. Jede Nachricht hat eben vier Seiten – ob innerhalb einer Kultur oder zwischen verschiedenen Kulturen. Damit ist nicht vordringlich das Wissen über die Hintergründe und Gepflogenheiten der anderen Kultur für eine gelingende Interkulturelle Kommunkiation von Bedeutung. Das Wissen über das Wesen der Kommunikation sowie der Erwerb kommunikativer Schlüsselkompetenzen machen den feinen Unterschied.

Denn zum Wesen der Kommunikation gehören Missverständnisse. Diese sind in der Kommunikation völlig normal. Kulturelle Missverständnisse sind ebenfalls normal. Der Umgang mit ihnen ist erlernbar!

Was braucht es demnach für eine gelingende interkulturelle Kommunikation? Hierfür sind vor allem folgende Schlüsselkompetenzen der Kommunikation wichtig:

  • Kommunikationsfähigkeit
  • Kommunikationsbereitschaft
  • Soziale Kompetenzen (Aufbau von Vertrauen und Beziehung)
  • Empathie
  • Interesse, Offenheit und Humor
  • Toleranz und Respekt
  • Möglichkeit zum Perspektivenwechsel
  • Offenheit für die Aneignung von kulturellem Hintergrundwissen

Doch, wie bereits erwähnt, Kommunikation will gelernt und vor allem geübt sein. Aus diesem Grund wurde im Rahmen des Gruppenprojekts auch eine Übungssammlung sowie eine Literatursammlung mit wertvollen Praxistipps zur Interkulturellen Kommunikation erarbeitet. Eine Zusammenfassung der Fachexpertise ist als PDF-Dokument unter Fachexpertise Interkulturelle Kommunikation in den Dateien zum Download hinterlegt. Ebenfalls wurde eine kurze Sammlung praktischer Übungen zur Interkulturellen Kommunikation als PowerPoint-Präsentation unter Übungssammlung Interkulturelle Kommunikation zum Download hinterlegt.

Ein Blick darauf verdeutlicht zudem die Bedeutung des Themas für die Soziale Arbeit – immerhin bewegen wir uns als Tätige in der Sozialen Arbeit in einem großen Feld der interkulturellen Vielfalt. Soziale Arbeit als Beziehungsprofession kann hierbei einen wichtigen Beitrag leisten!

Kommentierung der Arbeit

Wie bereits beschrieben, begleitete mich während meines Studiums immer wieder die Frage, wie ich beruflich den Spagat zwischen den so unterschiedlichen Professionen der Logopädie und der Sozialen Arbeit schaffen könnte.

Daher war es für mich auch ein Geschenk, mich im Rahmen der Fachexpertise einem frei gewählten Thema widmen zu dürfen. „Interkulturelle Kommunikation“ versprach als Thema zunächst, genau so ein fachlich-verbindendes Element zu sein. Kommunikation – für mich als Logopädin das Thema. Interkulturell – für mich als zukünftige Sozialarbeiterin ein Thema. Und beides zusammen – könnte das die lang ersehnte Fusion der beiden Berufe werden?

Vorneweg: dieser Irrglauben hat mich durchaus motiviert und beflügelt. Und mir im Laufe der Gruppenarbeit ein erhellendes Lächeln auf´s Gesicht gezaubert. „Interkulturelle Kommunikation“ war nicht das, was ich erwartet hatte. Es war viel mehr.

Die erhellende Erkenntnis dahinter ist, dass für Kommunikation nicht das Trennende, also die Verschiedenheit von Kulturen, der bedeutende Kern sind. Das Wort Kommunikation beinhaltet das lateinische Adjektiv „communis“ - „gemeinsam“. Kommunikation von ihrem Wesen her hat immer etwas Verbindendes. Dies ist ihr Ziel, ihr Zweck. Und ja, sie kann auch misslingen – und auch das ist normal. Wir hören nun mal nicht nur mit dem Sach-, sondern auch dem Beziehungsohr, wie uns Loriot in „Das Ei ist hart“ so herrlich verdeutlicht.

Im Vordergrund jeglicher Kommunikation, auch der Interkulturellen Kommunikation, stehen damit die o.g. Schlüsselkompetenzen. Sie stellen die Brücke in der Kommunikation dar.

Die Erarbeitung von Literatur und Übungen zum Erwerb und zur Vertiefung der genannten Schlüsselkompetenzen zeigte einerseits auf, wie praxisnah ein Thema sein kann, welches man zunächst theoretisch erfasst. Andererseits zeigte es auf, wohin mein weiterer beruflicher Weg führen könnte. Denn der Bereich der Logopädie beinhaltet nicht nur Therapie und Beratung, sondern auch das Teilen von fachlichem Wissen sowie das (spielerische) Umsetzen und Einüben des Gelernten. Analog vermitteln die gesammelten Interkulturellen Kommunikationsübungen in ihrer Anwendung innerhalb von Gruppen fachliches und praktisches Wissen. Der Bereich der sich für mich damit eröffnete, war der Bereich von Lernentwicklung, Coaching und Supervision.Meine beiden Professionen sind also doch vereinbar.

Und wer bin ich nun in professioneller Hinsicht?

Wer bin ich, wie viele und wozu?

Logopädin, Castillo-Morales-Therapeutin, Spieltherapeutin, Humorberaterin. Und jetzt auch noch Soziale Arbeit.

All diese Bereiche sind leichter vereinbar, als ich dachte. Mein Studium hat mir hierzu Fachwissen vermittelt, ebenso kann ich mittlerweile dank der vielen Online-Arbeiten sicher mit vielen Internet-Tools umgehen. Wenn ich in mich gehe, stelle ich zudem fest, dass ich nicht nur praktisches Wissen in mein Studium mitgebracht, sondern auch unglaublich viel fachlich fundiertes Praxiswissen durch das Studium erhalten habe. Insbesondere das Modul Wissenschaftlicher Theorie-Praxis-Transfer hat hierzu einen wertvollen Beitrag geleistet. Und es hat parallel hierzu mein Selbststverständnis als Sozialarbeiterin entwickelt.

Meine Gedanken zur meinem Selbstverständnis der Sozialen Arbeit habe ich als Positionspapier in den Dateien hinterlegt. Auch diese Arbeit entstand im Rahmen des WTP und darf gerne zum Nachdenken anregen.

Soziale Arbeit ist eines der wichtigsten Berufsfelder unserer Gesellschaft. Die Hochschulen leisten einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung der Sozialen Arbeit. Ich habe hiervon profitiert. Und werde dies nun in die Gesellschaft einbringen können.

WTP hat Flügel verliehen - eine Schlussbetrachtung

Am Ende eines Studium stellt sich gemeinhin nicht nur die Frage "Was habe ich gelernt?", sondern auch "Werde ich fähig sein, das Wissen in der Praxis umzusetzen?".

In meinem Fall stellt sich die Frage nicht in dieser Form. Der Transfer in die Praxis ist wie von Zauberhand vonstatten gegangen. Wesentlichen Anteil hierbei hatten der Aufbau und die Studieninhalte meines BASA-online-Studiums und die wertschätzend-unterstüzende Anleitung seitens meiner Dozenten und Profs.

Insbesondere der Wissenschaftliche Theorie-Praxis-Transfer konnte hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten: Ich konnte wichtige fachlich-praktische Anteile der sozialarbeiterischen Tätigkeit im virtuellen Raum erlernen, praktische Fertigkeiten im geschützten Rahmen einüben und meine kommunikativen Fähigkeiten schulen. Gleichzeitig wurde ich befähigt, mit virtuellen Plattformen und Online-Tools zu arbeiten. Dies sehe ich auch in meiner Entwicklung, neben der Entwicklung meiner Fachlichkeit, als wichtigen Schritt: ich habe gelernt, mich technischen Herausforderungen zu stellen, diese zu bewältigen und muss mir mittlerweile eingestehen, dass ich diesbezüglich sogar einiges kann. Anders hätte ein ePortfolio wie dieses nicht mit so viel Spaß und Staunen entstehen können!

Danke WTP!

Lassen sich Logopädie und Soziale Arbeit verbinden?

Und es gibt sie doch - die Brücke zur Sozialen Arbeit!

Download 21_Moni_WTP_17.mp4 [101,25MB]
(Details)

Ein Spielkind lernt Technik!

Wie kommt Bewegung ins Bild? Wie kommt das Bild in den Computer? Wie wird aus Bildern ein Film? Technisches Know-How dieser Art - bei mir zu Beginn des Studiums weit gefehlt. Hätte mir damals jemand erzählt, dass ich solche Dinge lernen würde, hätte ich es nicht geglaubt. Und hätte mir jemand damals erzählt, dass es mir auch noch Spaß machen würde, noch viel weniger.

Aber wie immer ist alles eine Frage der Motivation. Und des richtigen Köders.

Im Rahmen des P3 "Gestaltung/Kreativität und Präsentation" wurde eben dieser richtige Köder für mich ausgelegt.

Der Köder war ein Filmprojekt, welches Realfilm mit animierten Stop-Motion-Sequenzen verband. Alle Ebenen der kreativen Auseinandersetzung waren hier für mich angesprochen. Von der Entwicklung eines Skripts über die Erstellung von Stop-Motion-Figuren, bis hin zur Darstellung der Suso in Film "Super sozial". Insbesondere die technische Umsetzung und das Erwecken der einzelnen Bilder zum Leben machte in seiner kleinteiligen Umsetzung unglaublich Spaß.

Nebenbei befähigte mich dies, beispielsweise heute im Rahmen dieses ePortfolios, entspannt mit Technik umzugehen. Hilfreich war hierbei übrigens wiederum bei der Produktion von Suso die gute Strukturierung des Präsenzmoduls durch unsere Dozenten. Auch standen uns diese in Hinblick auf die Umsetzung mit Rat und Tat zur Seite, so dass wir alle Möglichkeiten, die die die Fakultät der HM München hierzu bietet, gut nutzen konnten.

Ein Videomitschnitt aus der Premiere des Suso-Films ist in den Downloads unter Premiere Suso hinterlegt.

Suso bringt das Kind zum Überlaufen

Für Suso mussten Stop-Motion-Figuren entwickelt und darstellerisch umgesetzt werden. Die Handlungen, die später filmerisch umgesetzt werden sollten, mussten ebenfalls graphisch so umgesetzt werden, dass sie als verschiedene Foto-Einzelsequenzen aneinander gereiht werden konnten. Im Film ist es so möglich, dass unser kleiner Kerl hier "überläuft". Oder, wie in "Die Brücke zur Sozialen Arbeit" Buchstaben das Wandern beginnen. Nach dem Praxis-Transfer ist vor dem Praxis-Transfer.

Würde ich´s heute anders machen?

Das WTP hat fundiertes theoretisches und praktisches Wissen vermittelt. Es hat nicht nur einen Transfer von der Theorie zur Praxis geleistet, es hat auch Mut zur Praxis gemacht. Ich konnte im geschützten Rahmen und unter wertschätzender Anleitung praktische Erfahrungen sammeln, mich ausprobieren und einen Weg in meine eigene berufliche Identität finden.

Aus heutiger Sicht wünschte ich mir manchmal, ich hätte die Möglichkeit zum Austausch und zu  Diskussionen mutiger genutzt - und mich einfach mehr getraut, kontrovers zu diskutieren und zu kommentieren. Letzten Endes war mir mitunter in Hinblick auf meine berufliche Identität nicht immer ganz klar, dass ich meine sozialarbeiterische Fachlichkeit schon zu großen Teilen erworben hatte und mich von daher mehr hätte einbringen können. Der geschützte Raum und tolle - fachlich versierte -  Mitstudierende hätten jedenfalls dafür bereit gestanden. Ich war aber einfach zum Zeitpunkt der ersten Modul-Teile des WTP noch zu sehr Logopädin.

Der letzte Teil des WTP hat meine Entwicklung diesbezüglich unterstützt und die sozialarbeiterische Identität, die bereits in mir schlummerte, geweckt. Ich bin sehr dankbar über diesen Entwicklungsschritt, da er es mir ermöglicht, mutig in meine berufliche Zukunft zu starten und mich mutiger zu positionieren.

Mein selbstgewähltes Bewertungskriterium?

Der narrative Ansatz!